Jazz ist vielleicht mehr als jede andere Musikform ein lebendiges Gespräch – eines, das sich von den Straßen New Orleans’ bis in die Konzertsäle Europas verbreitet hat, dabei regionale Dialekte aufgenommen hat und dennoch unverwechselbar geblieben ist. Eine Rangliste seiner Schöpfer zu erstellen, ist zwangsläufig subjektiv, aber sie bietet einen Blickwinkel, durch den man ihr individuelles Genie und ihren kollektiven Einfluss würdigen kann. Die folgenden 25 Legenden wurden aufgrund der anhaltenden Popularität ihrer Aufnahmen, ihres Einflusses auf andere Musiker und ihrer Bedeutung über die Welt des Jazz hinaus für die Kultur im Allgemeinen ausgewählt. Tauchen Sie ein, legen Sie die Nadel auf – oder starten Sie den Stream – und entdecken Sie neu, warum diese Meister noch immer den weltweiten Standard setzen.
25 Sonny Rollins

Nur wenige Improvisatoren beherrschen die Bühne so wie Rollins. Sein Meisterwerk „Saxophone Colossus“ aus dem Jahr 1956 zeigte, wie ein Tenorsaxophon in einem einzigen Refrain singen, prahlen und philosophieren kann. Als Meister der thematischen Improvisation machte Rollins auch mit seinen berüchtigten „Brückenpausen“ Schlagzeilen, in denen er auf der Williamsburg Bridge in New York im Freien übte, um seinen kolossalen Ton zu verfeinern.
24 Freddie Hubbard

Hubbards feurige Linien durchbrechen Hard Bop und Post-Bop gleichermaßen. Von Art Blakeys Jazz Messengers bis zu seinen Hits aus der CTI-Ära Red Clay und Straight Life beeinflusste sein kraftvoller Anschlag und seine melodische Kühnheit alle, von Woody Shaw bis zu modernen Größen wie Ambrose Akinmusire.
23 Max Roach

Roach war mehr als nur ein Zeitgeber, er hat das Schlagzeug für den Bebop neu erfunden, indem er den Puls auf das Ride-Becken verlagerte und die Snare und Bassdrums für Kommentare freisetzte. Seine Bürgerrechts-Suite We insist! verband Musik und Aktivismus und bewies, dass Rhythmus sowohl die Hüften als auch das Bewusstsein bewegen kann.
22 Coleman Hawkins

Vor Hawkins war der Tenor eine Neuheit; nach seiner Aufnahme von „Body and Soul“ im Jahr 1939 war er eine Autorität. Seine harmonische Raffinesse ebnete den Weg für den Bebop, und sein Wettbewerbsgeist (er war bekannt dafür, dass er sich gerne mit jüngeren Löwen messen ließ) hielt ihn jahrzehntelang an der Spitze.
21 Lee Morgan

Morgans 1963er Hit „The Sidewinder“ schaffte es in die Jukebox-Rotation und brachte Boogaloo-Beats in den Hard Bop. Seine klare Artikulation und seine bluesigen Linien schlugen eine Brücke zwischen Miles Davis’ coolem Minimalismus und Freddie Hubbards feuriger Extrovertiertheit.
20 Bud Powell

Powell übertrug Charlie Parkers Hornlinien auf das Klavier und erfand damit das Vokabular des Bebop für das Keyboard. Seine rasanten Rechtshänder-Passagen und sein „Comping“ mit der linken Hand klingen auch heute noch erstaunlich modern, beispielsweise auf Klassikern wie „The Amazing Bud Powell“.
19 Art Tatum

Tatum’s technische Brillanz grenzte an das Unmögliche – Stride-Grundlagen, harmonische Substitutionen und blitzschnelle Läufe, die mit der Leichtigkeit von Champagner dargeboten wurden. Legenden von Oscar Peterson bis Vladimir Horowitz bewunderten sein Können; viele gaben es einfach auf, ihm nachzueifern.
18 Count Basie

Basie bewies, dass weniger mehr Swing bedeutet. Sein minimalistisches „Plink-Plank-Plunk“ am Klavier bildete das Fundament für ein Orchester, dessen riffbasierte Arrangements („One O’Clock Jump“, „April in Paris“) die Big-Band-Ära prägten und noch heute weltweit die Tanzflächen zum Kochen bringen.
17 Sarah Vaughan

Quelle:https://blogs.loc.gov/music/2019/03/william-p-gottliebs-celebration-of-women
Mit einer Stimmlage von drei Oktaven und opernhafter Kontrolle verwischte „Sassy“ Vaughan die Grenzen zwischen Jazz, Pop und klassischer Technik. Ob sie nun „Misty“ zärtlich interpretierte oder mit Dizzy Bebop-Melodien spielte, sie verkörperte mühelose stimmliche Virtuosität.
16 Dizzy Gillespie

Mit seiner nach oben gebogenen Trompete, den aufgeblasenen Wangen und seinem schnellen Verstand war Gillespie der lächelnde Botschafter des Bebop. Er erfand zusammen mit Charlie Parker diese Musikrichtung und verband sie dann in „Manteca“ mit afro-kubanischen Rhythmen, wodurch er die globale Palette des Jazz erweiterte.
15 Wes Montgomery

Montgomerys Anschläge mit dem rechten Daumen erzeugten einen warmen, hornartigen Klang, während seine Oktavtechnik zu einem Markenzeichen einer ganzen Generation von Gitarristen wurde. Alben wie „Smokin’ at the Half Note“ sind bis heute Maßstäbe für geschmackvollen Groove und melodisches Storytelling.
14 Cannonball Adderley

Als Soul-Jazz-Evangelist mit Bebop-Fähigkeiten bereicherte Cannonball mit seiner fröhlichen Phrasierung Miles Davis’ Kind of Blue und seinen eigenen Crossover-Hit „Mercy, Mercy, Mercy“. Seine Erzählungen auf der Bühne ließen das Publikum hautnah an die Musik teilhaben.
13 Stan Getz

Getz, der wegen seines brillanten Tons den Spitznamen „The Sound“ erhielt, machte den Bossa Nova weltweit bekannt. Getz/Gilberto und der unvergessliche „The Girl from Ipanema“ verbanden brasilianische Coolness mit jazziger Raffinesse, wurden mit einem Grammy ausgezeichnet und weltweit im Radio gespielt.
12 Oscar Peterson

Peterson verband sein virtuoses Können auf dem Niveau von Art Tatum mit bluesiger Wärme und leitete Trios, die wie Big Bands swangen. Seine maßgeblichen Interpretationen des Great American Songbook machten ihn zu einer festen Größe von der Carnegie Hall bis zu Festivalbühnen auf allen Kontinenten.
11 Charles Mingus

Mingus’ Musik war so turbulent und expansiv wie seine Persönlichkeit – Gospel-Rufe, Ellington’sche Erhabenheit, Free-Jazz-Aufruhr. Alben wie Mingus Ah Um zeigen einen Komponisten, der die Widersprüche Amerikas in orchestriertem Chaos widerspiegeln konnte.
10 Dexter Gordon

Mit einer Körpergröße von 1,98 m passte „Long Tall Dexter” seine physische Statur perfekt zu seiner großzügigen Phrasierung und seinem verschmitzten Humor. Seine triumphale Rückkehr aus dem europäischen Exil, die im Film Round Midnight festgehalten wurde, brachte ihm eine Oscar-Nominierung ein und machte seinen entspannten Swing einem neuen Publikum bekannt.
9 Thelonious Monk

Quelle:https://blogs.loc.gov/music/2010/10/101010%e2%80%a6monk%e2%80%99s-93rd-birthday
Monk verwandelte musikalische „Fehler“ in Logik und hämmerte Dissonanzen heraus, die sich in überraschender Schönheit auflösten. Stücke wie „’Round Midnight“ und „Straight, No Chaser“ sind zu Lackmustests für Jam-Sessions geworden, deren kantige Melodien ewig frisch klingen.
8 Billie Holiday

Lady Day verwandelte persönlichen Schmerz in zeitlose Kunst. Ihre intime Ausdrucksweise in „Strange Fruit“ und „God Bless the Child“ verband eindringliche Erzählkunst mit eindringlichen musikalischen Nuancen und inspirierte Sängerinnen und Sänger aller Genres.
7 John Coltrane


Coltranes Streben führte ihn vom Hard Bop zu modalen Hymnen (My Favorite Things) und spirituellen Suiten (A Love Supreme). Seine „Sheets of Sound“-Technik und seine späteren freien Improvisationen machen ihn zu einem Vorbild für Improvisatoren, die nach Transzendenz suchen.
6 Miles Davis

Als Meister der Neuerfindung schuf Miles den Cool Jazz (Birth of the Cool), den modalen Jazz (Kind of Blue), das zweite große Quintett des Post-Bop und die Jazz-Rock-Fusion (Bitches Brew). Nur wenige Künstler in irgendeinem Genre haben die Regeln so oft – und so stilvoll – neu geschrieben.
5 Ella Fitzgerald

Die „First Lady of Song“ verfügte über eine makellose Intonation, grenzenlosen Swing und eine Scat-Agilität, die es mit jedem Horn aufnehmen konnte. Ihre Songbook-Reihe bewahrte Gershwin, Porter und Berlin für die Nachwelt und setzte den Goldstandard für die Interpretation des Vokaljazz.
4 Duke Ellington

Ellingtons Mantra – „jenseits aller Kategorien“ – gilt für Werke, die vom Cotton Club über die Carnegie Hall bis hin zu sakralen Konzerten reichen. Sein Orchester war ein Laboratorium für Klangfarben, in dem Solisten wie Johnny Hodges glänzten, während er Meisterwerke wie „Sophisticated Lady“ und „Mood Indigo“ komponierte.
3 Charlie Parker

Quelle:https://blogs.loc.gov/music/2010/08/happy-birthday-prez-and-bird
„Bird“ löste mit rasanten Tempi, ausgefeilter Harmonik und bluesgetränkter Lyrik die Revolution des Bebop aus. Sein Vermächtnis ist in jedem modernen Solisten präsent, der es wagt, ein Universum an Ideen in einen einzigen 12-taktigen Refrain zu packen.
2 Louis Armstrong

Quelle:https://blogs.loc.gov/music/2011/08/pic-of-the-week-anniversary-edition
Armstrong stellte den Solisten in den Mittelpunkt, schwang Achtelnoten in die Zukunft und machte den Scat-Gesang populär. Von „West End Blues“ bis „What a Wonderful World“ machten seine raue Wärme und seine brillante Trompete den Jazz zu einem Begriff.
1 Bill Evans

Evans’ Voicings – rootless Cluster in der linken Hand und impressionistische Akkordfarben – harmonisierten den Jazz selbst neu. Sein dialogisches Zusammenspiel im Trio auf Sunday at the Village Vanguard und seine introspektiven Soli auf Miles Davis’ Kind of Blue prägen bis heute Pianisten und Komponisten gleichermaßen.
Von der Selbstsicherheit Louis Armstrongs bis zur Introspektion Bill Evans’ zeichnen diese 25 Ikonen die Entwicklung des Jazz über ein Jahrhundert kultureller Umbrüche und technologischer Veränderungen nach. Jeder Künstler erweiterte die Sprache – mit neuen harmonischen Farben, rhythmischen Feeling oder emotionaler Tiefe – und blieb dabei dennoch zugänglich genug, um ein globales Publikum zu begeistern. Ihre Aufnahmen sind keine Museumsstücke, sondern Einladungen zu einem sich ständig weiterentwickelnden Dialog. Ob Sie ein erfahrener Liebhaber oder ein neugieriger Neuling sind, lassen Sie sich von dieser Liste zu Ihrer nächsten Hörsession inspirieren – und denken Sie daran, dass im Jazz nicht die Rangliste zählt, sondern die Freude an der Entdeckung.